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Mädchenförderung

Aussetzen der Koedukation in einem Jahrgang der Sek I im Sinne der Koedukation

Immer wieder wurde in den vergangenen Schuljahren beobachtet, dass gerade Mädchen in den Jahrgängen 8-10 entschuldigt und auch unentschuldigt nicht am Sportunterricht teilnahmen.
Die Laborschule Bielefeld hat Anfang bis Mitte der 90iger Jahre den „koedukativen Sportunterricht“ mit seinen Zielen

– sich gemeinsam in verschiedenen Spiel- und
Bewegungssituationen wahrnehmen können
– geschlechtsspezifische Vorurteile erkennen und abbauen
— Entwicklung sportlicher Fertigkeiten, des Körperbewusstseins
und des Bewegungsgeschicks in einem gleichberechtigten und
freudvollen Miteinander
– Austragen von auftretenden Konflikten und Erwerben
neuerHandlungskonzepte beim gemeinsamen Sporttreiben

genauer unter die Lupe genommen und ist zu folgenden Ergebnissen (für den 8. und 9. Jahrgang) gekommen:

– Mädchen verhalten sich deutlich zurückhaltender und passiver als Jungen.
– Mädchen äußern selten ihre sportspezifischen Interessen und Vorstellungen, zeigen aber andererseits Kreativität und Einfallsreichtum, wenn es um das Ausprobieren neuer Bewegungsabläufe und um Regeleränderungen geht.
– Jungen sind selbstbewusster in der Artikulation und Durchsetzung ihrer Interessen und äußern ihre Vorstellungen zum Ablauf des Unterrichts.
– Jungen orientieren ihr Spielverhalten häufiger an Leistungs- und Konkurrenzprinzipien. Nur einige leistungsstarke Mädchen haben Freude daran, sich sportlichen Herausforderungen mit Jungen zu stellen.
– In einigen Stunden ist ein friedliches Nebeneinander von Mädchen und Jungen mit wenig Interaktion zwischen den Geschlechtern zu beobachten.
– Jungen neigen dazu, ihre sportlichen Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Mädchen achten darauf, dass ihr äußeres Erscheinungsbild durch sportliche Aktivitäten nicht beeinträchtigt wird.
– Jungen nehmen Bewegungsraum, Materialien und Geräte in Besitz und verständigen sich mit Mädchen nur in Ausnahmefällen über eine gerechte Verteilung. Für Mädchen scheint dieses eigennützige Verhalten der Jungen kein gravierendes Problem zu sein, denn sie reklamieren es kaum.

Diese Ergebnisse stimmten mit den Beobachtungen der Sportkollegen/innen unserer Schule überein. Im Frühjahr 2002 wurde das Thema „Aussetzen der Koedukation in einem Jahrgang der Sek I im Sinne der Koedukation“ erstmals in der Fachkonferenz kontrovers diskutiert.

Im Frühjahr 2005 wurde nach einer Schüler/innenumfrage der Beschluss gefasst, im Jahrgang 9 in zwei Bändern reine Mädchen- und Jungensportkurse sowie koedukativ zu unterichtende Sportkurse einzurichten.

Nach fünf Jahren Probezeit wurden in der Fachkonferenz im Frühjahr 2011 die Ergebnisse dieses Projekts analysiert und diskutiert. Trotz der vielen positiven Erfahrungen werden die Schüler/innen des 9. Jahrgangs aus organisatorischen Gründen wieder im Klassenverband unterrichtet. Die Möglichkeit der Aussetzung des koedukativen Unterrichts bleibt trotzdem bestehen: im Parallelunterricht zweier Klassen des selben Jahrgangs entscheiden die Sportkollegen/innen mit den Schülern/innen, ob der Sportunterricht getrennt nach Mädchen und Jungen sinnvoll ist. So bleibt das Thema auch in Zukunft präsent und es wird sicherlich immer wieder offen innerhalb des Fachbereichs diskutiert werden.