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05.12.19

Kultusminister ermutigt Lehrer, sich politisch zu äußern

Von Thomas Wübker

Schüler der Gesamtschule Schinkel stellten dem niedersächsischen Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag ihre Schule vor. Foto: David EbenerSchüler der Gesamtschule Schinkel stellten dem niedersächsischen Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag ihre Schule vor. Foto: David Ebener

Osnabrück. Der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) war zu Besuch in Osnabrück – und der Jahreszeit angemessen hatte er etwas mitgebracht. Für die Handwerkskammer gab es etwas Handfestes und für die Gesamtschule Schinkel etwas Ideelles. Der Minister stärkte Schülern und Lehrern den Rücken für ihren Kampf gegen rechte Umtriebe.

Als es im Mai nach der Aufführung des Theaterstücks „Danke dafür, AfD“ zu Anfeindungen gegenüber den Schülern und Lehrern der Gesamtschule Schinkel kam, sagte Kultusminister Tonne, er stehe hinter der Schule und kündigte einen Besuch an. Damit wolle der Minister den Schülern den Rücken stärken, wie Schulleiter Udo Cronshagen ergänzte.

Gegen den Rechtsruck einsetzen

Tonne nahm sich etwas mehr als eine Stunde Zeit, um sich die Schule vorstellen zu lassen, auf die laut Cronshagen 1600 Schüler aus 50 Nationen gehen. Die Schülerinnen und Schüler demonstrierten dem Minister unter anderem das Unsesco-Projekt und die Schülerfirma. Und sie zeigten die drei Säulen der Gesamtschule: Die Musik, der Sport und das Theater. Drei junge Schauspieler führten Szenen aus dem Stück „Danke dafür, AfD“ auf, das sich gegen einen Rechtsruck in der Gesellschaft wendet.

Kultusminister Tonne in der GSS. Foto: David Ebener

Die Gesamtschüler lernten, Partei zu ergreifen, sagte Tonne in seiner Ansprache – für ein gemeinsames Europa, für Vielfalt und für Frieden. „Wir sehen mit Sorge, mit welchen Geschützen Grundwerte wie Frieden, Freiheit und Demokratie angegriffen werden.“ Er lobte die Schüler ausdrücklich dafür, dass sie auf den Sprachgebrauch der AfD aufmerksam machten. „Man muss nicht lange suchen, um auf die Hetze rechter Gruppen zu stoßen“, sagte Tonne. Er zeigte Verständnis dafür, dass sich Schüler und Lehrer durch rechte Provokationen verunsichert fühlten. Aber er ermutigte sie, weiterzumachen: „Sie sind ein Vorbild für andere Schulen in Niedersachsen.“

Tonne bestärkte zudem die Lehrer darin, in den Klassenräumen ihre Meinung zu sagen. „Wenn wir etwas in den Schulen brauchen, dann ist es ein Diskurs.“ Damit wandte er sich gegen das von der AfD eingerichtete Meldeportal, wo Schüler Lehrer anschwärzen sollen, die sich im Unterricht politisch geäußert haben. Die AfD betrachtet das als Rechtsverstoß, da die Schule ein weltanschaulich neutraler Ort sein müsse.

Förderung der überbetrieblichen Berufsausbildung

Keine ideelle, sondern finanzielle Unterstützung in Höhe von 955.000 Euro sagte Tonne zudem der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim zu. Er überreichte einen Bewilligungsbescheid, mit dem das Land Niedersachsen die Durchführung der Lehrgänge der überbetrieblichen Berufsausbildung (ÜLU) gemeinsam mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfond (ESF) fördert. Die ÜLU dient als Ergänzung und Unterstützung der betrieblichen Ausbildung in Handwerksbetrieben: Nicht jeder Betrieb kann bei der rasanten technischen Entwicklung mithalten und den umfangreicheren und komplizierteren Lernstoff vermitteln. Dies übernimmt die überbetriebliche Berufsausbildung.