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28.02.2018

Im November 2017 war Frau Poonam Sinha als indische Hospitationslehrkraft für vier Wochen an unserer Schule. Frau Lossin hat Frau Sinha bei sich aufgenommen und stand ihr in allen Fragen zur Seite. Ihre Erfahrungen hat Frau Sinha in einem Bericht zusammengefasst.

 

Erfahrungsbericht für das Hospitationsstipendium an der Gesamtschule Schinkel in Osnabrück im November 2017

Ich bin Poonam Sinha aus Indien. Seit zwei Jahren arbeite ich als Deutschlehrerin in einer großen Schule in Bangalore in Südindien. Meine Schule heiβt ‘Delhi Public School’ und die Anzahl der Schüler und Schülerinnen ist circa 6500. Ich habe im November 2017 in der Gesamtschule Schinkel in Osnabrück an einem dreiwöchigen Hospitationsprogramm teilgenommen.

Ich bin der Kultusminister Konferenz, der Schule und vor allem den Lehrern und Lehrerinnen sowie meiner Gastfamilie dankbar, dass ich an diesem Programm teilnehmen konnte. Die drei Wochen, die ich in Deutschland verbracht habe , waren eine neue und sehr beeindruckende persönliche und berufliche Erfahrung.

In unserer Vorstellung von Deutschland haben wir ein Bild von einem kalten, durchorganisiertem und langweiligem Land mit kühlen Menschen. Ich habe in der Gesamtschule Schinkel wieder gespürt, das nur das Wetter kalt war, aber nicht die Menschen. Meine Gastfamilie hat mich sehr herzlich empfangen und mich wie ein Familienmitglied aufgenommen. Ich habe nicht nur jeden Tag neue Brotsorten kennengelernt sondern war auch bei zwei Geburtstagen dabei, einer silbernen Hochzeit in der Kirche, einem Theaterstück, in einer Kneipe und vielem anderen.

In der Schule ging es freundlich und sachlich zu. Ich habe gemerkt, dass die deutschen Lehrer und Lehrerinnen (wie auch mein Kollege an der Delhi Public School und die deutschen Lehrer, die in der Schule meiner Tochter unterichten) einen sehr großen Unterschied aufweisen zu dem, was wir normalerweise in Indien machen. Ihre Lehrmethoden sind sehr effektiv.

Das Hospitationsprogram war für mich eine Möglichkeit das deutsche Schulwesen kennen zu lernen und mich mit innovativen Unterrichtformen vertraut zu machen.

Die wichtigsten Erfahrungen und Eindrücke, die ich in Deutschland gewonnen habe und zum Teil in meine Schule übernehmen möchte sind folgende:

  • Die Lehrer und Lehrerinnen fördern selbständiges Arbeiten der Schüler. Die Lehrer und Lehrerinnen zeigen, wie die Schüler an ein Thema herangehen können diskutieren die Schwerpunkte in der Klasse.

  • Einer der wichtigsten Unterschiede zum indischen Schulsystem ist die Berufsausbildung. In der Schule machen wir in Indien kaum etwas in dieser Richtung. Aber in Deutschland ist die Grundlage der Ausbildung der Schüler, dass nach der allgemeinen Schulbildung eine Berufsausbildung folgt.

  • In der Gesamtschule Schinkel werden die Schüler und Schülerinnen verschiedener Niveaus gemeinsam unterrichtet und nicht getrennt. Die Lehrer und Lehrerinnen arbeiten daran, dass alle Schüler gemeinsam lernen können.

  • Der Unterricht in der Gesamtschule Schinkel wird für jede Unterrichtsstunde genau und detailliert geplant und die entsprechenden Hilfsmittel werden erstellt, während in der indischen Schule oft ohne Vorbereitung mit dem Lehrbuch gearbeitet wird.

  • Auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist, habe ich gelernt, dass die Unterrichtsorganisation in Doppelstunden große Vorteile bringt – in meiner Schule haben wir nur Einzelstunden, wobei wir viel Zeit verlieren.

Insgesamt war meine Teilnahme am Hospitationsprogramm der Kultusminister-konferenz eine sehr wertvolle persönliche und berufliche Erfahrung.